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Ausblick auf den deutschen Smart City Markt 2021-2026
Thomas Müller24. Dezember 20217 min read

Studie: Der deutsche Smart City Markt 2021-2026

Der Smart City Markt wächst weltweit in rasantem Tempo. Dank intelligenter Innovationen und beschleunigt durch die COVID-19-Pandemie ist der Bedarf an intelligenten und nachhaltigen Lösungen für urbane Herausforderungen in den Vordergrund gerückt und zu einem Baustein der Regierungs- und Kommunalpolitik auf der ganzen Welt geworden. Doch wie ist die Marktsituation in Deutschland? Kurz gesagt, der Smart City Markt boomt auch hierzulande - und das ist nicht nur irgendeine Behauptung, sondern wird durch Fakten, Zahlen und gut recherchierte Prognosen renommierter Einrichtungen untermauert.

Eine aktuelle Studie des eco Verbandes der Internetwirtschaft und der Unternehmensberatung Arthur. D. Little hat sich in einer aktuellen Studie mit dem Stand des deutschen Smart City Marktes auseinandergesetzt. Die Studie basiert auf mehreren Kriterien, wird aber auch durch eine ähnliche Studie der Autoren aus dem Jahr 2017 gestützt, die das Marktwachstum zwischen 2017 und 2021 betrachtet und mit Daten aus neun verschiedenen deutschen Smart City-Marktsegmenten verglichen hat. Der Studie zufolge zeigt der Trend klar nach oben. Die Autoren erwarten, dass der Markt mit einem jährlichen Durchschnitt von 17% wächst. In realen Zahlen bedeutet das einen Umsatzanstieg im deutschen Smart City Markt auf über 46 Milliarden Euro bis 2026.

Revenue Growth of the Smart City Market in Germany 2021-2026

Der Smart City Markt wächst jährlich um 17%

Arthur D. Little und der eco Verband haben die Markttreiber und Trends in neun verschiedenen Smart City Segmenten betrachtet: Öffentliche Verwaltung, digitale Bildung, Gesundheitswesen, Einzelhandel und Gastgewerbe, Transport und Logistik, physische Sicherheit, Gebäudeautomatisierung, Energie und Finanzdienstleistungen. Diese Segmente wurden bewertet und mit einer ähnlichen Studie aus den vorangegangenen fünf Jahren verglichen, um die Marktentwicklung nachzuvollziehen.

Die Studie von 2017 zeigte bereits einen positiven Trend. Die Markteinschätzungen von 2017 wurden jedoch im Hinblick auf das realisierte Marktwachstum deutlich übertroffen. So wurde die Marktgröße in der Studie von 2017 auf 16,9 Millionen Euro in 2017 geschätzt mit einem Wachstum des Volumens bis 2020 auf 26,7 Millionen Euro. Das tatsächliche Marktwachstum übertraf die Erwartungen jedoch um mehr als 20% (20,5 Mio. EUR im Jahr 2017 und 31,1 Mio. EUR im Jahr 2020). Die Studie aus dem Jahr 2017 prognostizierte ein durchschnittliches jährliches Wachstum (CAGR) von 16,5 % über alle Branchensegmente hinweg, was sich als zutreffend erwies. Von 2021 bis 2026 wird eine ähnlich hohe Wachstumsrate erwartet, die mit 17% CAGR noch leicht höher liegt.

Die Studie für 2021 bestätigt die Vorhersagen aus dem Jahr 2017, aber in der Zwischenzeit hat sich viel verändert. Zum Beispiel hat die Covid-19-Pandemie die Zahlen etwas verzerrt. Auch wenn die gestiegenen Zahlen auf einen kurzfristigen Anstieg der staatlichen Ausgaben im Bereich Smart City zurückzuführen sind, lässt sich nicht leugnen, dass die Pandemie das Interesse an der Entwicklung von Smart Cities erheblich gesteigert hat. Um eine faire Einschätzung zu geben, hat die Studie 2021 diese ungewöhnlichen Umstände berücksichtigt und die Zahlen entsprechend quantifiziert und angepasst. Diese Änderungen sind der Grund für die Unterschiede zwischen den Umsatzzahlen, die Ihnen beim detaillierten Lesen der Studie auffallen werden.

Es dürfte nicht überraschen, dass die Smart City Marktsegmente mit den höchsten Umsatzwerten die Bereiche Digitale Bildung und Transport & Logistik sind, mit prognostizierten Umsätzen von bis zu 16,6 Mrd. EUR bzw. 14,8 Mrd. EUR.

Insgesamt sieht die Zukunft für den Smart City Markt sehr gut aus. Bis Ende 2021 wird erwartet, dass der deutsche Markt ein Volumen von 38,5 Milliarden Euro haben wird. Bei einem prognostizierten jährlichen Wachstum von 17% gehen Experten davon aus, dass sich diese Zahl bis 2026 fast verdoppeln wird. Die Experten des eco Verbandes und von Arthur D. Little prognostizieren, dass der Markt bis zum Ende des nächsten Fünfjahreszeitraums ein Volumen von etwa 84,6 Milliarden Euro haben wird.

Wie auch immer man es betrachtet, eines ist klar: Der deutsche Smart City Markt boomt. Es ist ein attraktiver Markt, aber nicht nur für Technologieunternehmen. In der Tat gibt es mehrere entscheidende Trends, die das Interesse an Smart Cities wecken, aber nicht nur im Bereich der digitalen oder datenbasierten Lösungen.

revenue-growth-smart-city-market-segments-germany-2017-to-2026

Was sind die entscheidenden Smart City Trends?

Für alle Akteure, die aus dem rasanten Wachstum des Smart City Marktes Kapital schlagen wollen, gibt es viele entscheidende Trends, die das Wachstum und die Entwicklung beeinflussen und die sorgfältig beobachtet und analysiert werden müssen. Dem Bericht zufolge sollten diese entscheidenden Trends genauer betrachtet werden:

Datenpunkte

Die Fülle an Datenpunkten in deutschen Städten nimmt exponentiell zu. Unternehmen und Investoren sollten Datenpunkte und Vernetzungsstrategien zügig in ihre zukünftigen Geschäftsmodelle einbeziehen, um das Beste aus dem expandierenden digitalen Smart City Markt zu machen.

Digitalisierung

Die Digitalisierung ist eines der wichtigsten Merkmale einer modernen Smart City. Da der Bedarf an Digitalisierung zunimmt, insbesondere angesichts der laufenden Pandemie, wird erwartet, dass vor allem die Segmente des öffentlichen Gesundheitswesens und des Bildungswesens in den nächsten fünf Jahren weiterhin ein solides Wachstum verzeichnen werden, auch wenn der Investitionsbedarf höher ist.

Klimaschutz

Klimaschutz ist ein Schlüsselelement des zukünftigen Smart City Marktes in Deutschland und auf der ganzen Welt. In dem Maße, in dem Regierungen mutige Vereinbarungen unterzeichnen und ehrgeizige Zusagen machen, werden Städte eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen. Denn die Klimaziele können nur durch lokales Handeln erreicht werden. Ein übergreifender Fokus auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz wird eine wichtige Säule der langfristigen Smart City Ziele für deutsche Städte und Gemeinden sein. Das Thema ist breit gefächert, und obwohl es einfach ist, sich auf die Rolle der Technologieunternehmen zu konzentrieren, spielen auch andere Sektoren eine wichtige Rolle. So muss beispielsweise die Immobilienbranche im Hinblick auf ESG-Prinzipien Strategien umsetzen und regulatorische Vorgaben erfüllen, damit die ehrgeizigen Klimaziele erreichen können.

Offene und zugängliche Daten

Offene Daten sind seit geraumer Zeit ein heißes Thema, und stellen einen Trend dar, der in Zukunft weiter an Dynamik gewinnen dürfte. Moderne Smart Cities sollten auf offenen Plattformen aufgebaut werden, die allen Beteiligten - von Bürgerinnen und Bürgern bis hin zu Privatunternehmen und der Wissenschaft oder auch NGOs - zugänglich sind, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf Interoperabilität und integrierten Datenplattformen liegt. Offene Daten können Innovationen anregen und neue Geschäftsmöglichkeiten in verschiedenen Sektoren schaffen.

Monetarisierung und Rentabilität

Die Monetarisierung und Rentabilität von Smart City Lösungen und Systemen stellt einen Bereich, dar, der noch genauer analysiert werden muss. Da vielen Stadt- bzw. Kommunalverwaltungen die Mittel zur Umsetzung dringend benötigter Projekte fehlen, müssen Wege zur Überbrückung der Finanzierungslücke gefunden werden. Dies könnte in der Form geschehen, dass bestimmte Datensätze hinter Bezahlschranken aufbewahrt werden oder dass neue und flexible Finanzierungsoptionen genutzt werden. Die Städte werden mit Sicherheit über die üblichen "öffentlich-privaten Partnerschaften" hinaus denken müssen, um neue innovative Lösungen für städtische Herausforderungen finanzieren, entwickeln, umzusetzen und betreiben zuu können. Zwar sollte aus Gründen der kommunalen Haushaltslage auch die Montetarisierung und finanzielle Rentabilität von Smart City Lösungen immer betrachtet werden, doch müssen Städte und Gemeinden auch über diese monetäre Rentabilität hinausblicken und den Nutzen an qualitativen Faktoren messen, die sich z.B. auf die Steigerung des Wohlstandes, der Lebensqualität und der Verbesserung der Daseinsvorsorge für die Bevölkerung beziehen.

Kooperationspartnerschaften

Das Schmieden von Unternehmens- und Wissenschaftspartnerschaften sowie von kommunalen oder auch regionalen Allianzen wird ein wichtiger Bestandteil jeder künftigen Smart City Strategie sein, da Städte und Unternehmen untereinander und auch im Zusammenspiel mit der Wissenschaft von bewährten Verfahren lernen, Kosten teilen und Projekte und Produkte auf ein größeres Niveau bringen können. Neue Governance- und Partizipationsformate können den Städten dabei helfen, das Fachwissen lokaler Unternehmen und Experten zu nutzen, um effiziente und ganzheitliche Lösungen für eine Vielzahl von städtischen Herausforderungen zu entwickeln. Die Entwicklung kooperativer Lösungen wird nicht nachhaltige Einzellösungen ersetzen, eine Anbieterbindung (Vendor Lock-In) vermeiden helfen und die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt stellen.

Kommunikation

Und schließlich ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine moderne Smart City, wie gut sie ihre Dienste an ihre Nutzer, die Bürgerinnen und Bürger, vermitteln kann. Viele Städte entwickeln und implementieren derzeit eine Vielzahl interessanter Dienste, von Apps zur Einbindung der Bürgerschaft bis hin zu Instrumenten zum Mionitoring des Klimas und der Luftqualität, aber die Akzeptanz bei den Nutzern ist eher schleppend. Auch nachhaltige Mobilitätslösungen oder Dienste zur Energieeinsparung haben es schwer, sich durchzusetzen. Ohne eine gute flankierende Kommunikation und ohne Anreize für die Nutzung von Smart City Lösungen, besteht die Gefahr, dass negative Rebound-Effekte die Effizienzgewinne, die durch die Einführung neuer Lösungen entstehen, zunichte machen.

Fazit

In den nächsten fünf Jahren werden unglaubliche finanzielle Möglichkeiten für den Smart City Markt in Deutschland erwartet. Die Pandemie hat dem Markt einen unerwarteten Impuls gegeben. Dennoch müssen Entscheidungsträger und Führungskräfte die notwendigen Schritte unternehmen, um weiteres Wachstum zu fördern, wenn die Krise vorbei ist. Durch die Konzentration auf effiziente, bürgernahe Projekte und die Implementierung interoperabler, kooperativer Lösungen wird die Zukunft der deutschen Smart Cities in der Tat sehr vielversprechend sein.

Laden Sie sich die komplette Studie "Der deutsche Smart City Markt 2021-2026" hier herunter:

DOWNLOAD DER SMART CITY MARKTSTUDIE


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Thomas Müller

Thomas Müller ist Mitglied der Geschäftsführung der bee smart city GmbH und leitet das Smart City und Smart Region Beratungsgeschäft. Mit 15 Jahren Erfahrung im öffentlichen Sektor ist er Experte für Smart City Strategien & Projekte.

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